An die Folgsamen
An die Folgsamen
Wichtige Worte aus der Schweiz von der Autorin Mam-Mut
Warum seid Ihr folgsam?
Ihr habt Euch entschieden, brauchbar zu sein.
Und zwar soll man Euch, und das macht Euren Konkurrenzvorteil aus, gerade besonders auch dann brauchen können, wenn andere den Bettel hinschmeißen.
Damit das gelingt, habt Ihr Euch angewöhnt, all jenes auszublenden, das andere dazu bewegt, nicht mehr mitmachen zu wollen. Ihr leugnet ja gar nicht, dass es existiert - Ihr schaut nur nicht (mehr) hin. Gewohnheitsmäßig. Reflexartig. Und nach ein paar Jahrzehnten fällt Euch daran auch gar nichts mehr auf.
Wenn Euch dann irgendjemand darauf hinweist, dass es das, was Ihr Euch nicht zu sehen entschlossen habt, dennoch gibt, so macht das diesen Jemand in Euren Augen kolossal unsympathisch. Er stört mit seiner Aussage das, was Ihr als Eure Kreise definiert habt, und mach sie unrund. Und es kostet Zeit und Mühe, hinterher alles wieder so auszuwuchten, dass keine störenden Vibrationen übrig bleiben und man weitermachen kann wie bisher.
Was ist der Unterschied zwischen Brauchbarkeit und Missbrauchbarkeit?
Gehorsam.
Es ist wie auf einem Filmset: Irgendwo am oberen Ende der Befehlskette entsteht das Skript und es werden Regisseure instruiert, die dann alles möglichst reibungslos organisieren. Da bietet sich Euer geschmeidiger Gehorsam direkt an: Ihr dürft, sofern Ihr entdeckt werdet oder Euch genügend in den Vordergrund drängt, mitspielen.
Vielleicht nur als Komparsen ohne Text - aber dafür könnt Ihr ja dann wenigstens privat diejenigen verachten, die den ganzen Zinnober nicht mitmachen wollen.
Dummerweise hat das Stück Ähnlichkeit mit Shakespeare:
Am Ende sind fast alle tot.
Und dass dies dann in Wirklichkeit geschieht, ja dass fast täglich wieder Todesopfer vom Set getragen werden - das gehört eben zu den Dingen, die man nicht so genau betrachtet. Oder gar nicht.
Man könnte ja sonst als Komparse nicht mehr infrage kommen.
Es wird schon „nur“ die anderen treffen.
Ein klein wenig kurzsichtig - findet Ihr nicht?
Mam-Mut