Vom Hüpfen auf allerhand Holzwegen
Vom Hüpfen auf allerhand Holzwegen
Ich lerne nicht nur aus eigenen Irrtümern: Häufig lerne ich auch aus fremden. Sogar ständig.
Darum lasse ich mich auch immer wieder gern darauf ein, die Holzwege der anderen wohlwollend zu besuchen und eingehend zu betrachten. Keiner zwingt mich, sie daraufhin auch noch zu beschreiten, und schon gar nicht bis zum bitteren Ende: Ich hole mir dort „nur“ gleichermassen Inspiration UND Warnung.
Ich verarbeite das, messe meine eigenen Irrtümer daran, und entwickle mich weiter. Und sobald dieser Prozess zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist, hüpfe ich gleich auf den nächsten Holzweg, der mir wieder etwas bis dahin Unbekanntes beibringen wird.
Denn ich bin neu-gierig.
Mir ist in jedem Augenblick bewusst: Ich weiss VIEL weniger als es zu wissen gibt, und das treibt mich an, überall hingucken zu wollen. Das Ganze ist ein quicklebendiger Vorgang, der meinem Leben Kraft und Würze, und mitunter sogar einen Anflug von SINN verleiht.
Es gab eine Zeit, da waren viele ganz ähnlich unterwegs. Jeder versuchte nach Kräften seinen Horizont zu erweitern, und niemand hätte darin etwas Schädliches gesehen.
Diese Zeiten sind vorbei.
Die Inhaber der meistbegangenen Holzwege haben begonnen, ein pauschales Bekenntnis zu allem und jedem zur Bedingung dafür zu erklären, ihren Holzweg auch nur besichtigen zu dürfen. Sie führen ausserdem Buch darüber, auf welchen bzw. wessen Holzwegen ich mich bereits aufgehalten habe, und schliessen daraus, ich hätte dort genau DIE Art von pauschalem Bekenntnis abgelegt, wie sie es jetzt kategorisch von mir fordern. Sie hoffen, mich dergestalt leichter „einordnen“ zu können. Wir kennen diese Art von „Ordnung“ inzwischen übergenug.
Den Umstand, dass ich derlei Bekenntnisse rundweg ablehne und „einfach so“ unterwegs bin, macht mich in diesen Leuten extrem verdächtig.
Sie mutmassen geradezu zwanghaft darüber, welcher Fraktion ich denn nun am ehesten angehöre, und kreieren dabei Unmengen von spekulativ-virtuellen Schein-Holzwegen, die ironischerweise sämtliche Kriterien der Kategorie erfüllen, die sie selbst all jenen Wegen beimessen, die NICHT ihr höchsteigener, alternativloser WEG sind. (Holz kommt in der Bezeichnung nicht mehr vor, denn das Dogma duldet keinen Irrtum - nicht mal als Möglichkeit.)
Die Welt, in der ich mich bewege, besteht mittlerweile zum grossen Teil nicht mehr aus vielen mehr oder weniger unbefestigten Wegen mit fröhlich-interessierten Spaziergängern darauf, sondern aus Festungen mit Wall und Graben - Trutzburgen mit tiefen Fundamenten, für die Ewigkeit errichtet und gegen jeden unbefangenen Besucher ebenso präventiv wie verbissen verteidigt. Erkläre ich mich dort nicht, ohne jegliches Ansehen des WOZU, zum völlig kritiklosen Anhänger und bürge dafür mit meinem Leben, dann gelte ich automatisch als Feind; man wird mir alles anhängen, dessen blosser Anschein mich zum Verbrecher stempelt und jeden Getreuen der Burg autorisiert, mir nach Gutdünken den Garaus zu machen. Und es gibt viele Getreue, die die tiefe Wunde ihrer eigenen amputierten Kritikfähigkeit gern mit solcherlei Aktivitäten zu überspielen trachten.
Mehr noch: Mein Unterwegs-Sein als solches ist bereits an sich ein Grund, mir zu misstrauen. Wie komme ich auch dazu, mich AUSSERHALB der einzig wahren Burg überhaupt bewegen zu WOLLEN? Man unterstellt mir ideologisches Vagantentum und legt mir nahe, doch endlich „sesshaft“ zu werden.
Danke, aber Nein Danke.
Ich trage meine geistige Heimat genau da, wo sie der Mensch trägt, der nicht vereinnahmt worden ist: In MEINEM persönlichen Geist und Herzen.
Man braucht mich nicht zwangsanzusiedeln. - Bis die Tage, Freunde!
Ge Danken vom Mam-Mut aus der Schweiz