Syrien kaputt und der Kampf um die Reste
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- Kategorie: KRIEG & FRIEDEN
- Veröffentlicht: Donnerstag, 12. Dezember 2024 22:33
Der kleine türkische Herrscher – nun ganz groß?
Syrien – Das Gift! Zur aktuellen Situation in Syrien.
Beschäftigen wir uns mit: Israel und Syrien/ Türkei und Syrien / Russland und Syrien / Deutschland und Syrien/ Der Versuch einer Analyse
Im Moment sieht es so aus, als ob Israel der Hauptnutznießer des organisierten Zusammenbruchs der Regierung von Baschar al-Assad ist: Teherans Einfluss in Syrien ist stark zurückgegangen (ebenso wie die realen iranischen Fähigkeiten). Die „schiitische Brücke“ zum östlichen Mittelmeer wurde zerstört, die Hisbollah im Libanon ist vom Nachschub getrennt und isoliert.
Die israelische Armee hat im Zusammenhang mit der Liquidation der Arabischen Republik Syrien eine formelle Gelegenheit erhalten, das Abkommen von 1974 über die Trennung der Parteien zu negieren. Israel übernahm die Kontrolle über alle Golanhöhen und konnte eine Pufferzone in Syrien enorm ausbauen, um so ein Gebiet zu schaffen, das taktisch wie strategisch Israel als Pfand nutzt (mit anschließender möglicher Annexion). Denn die Pläne von einem heiligen Groß-Israel sind ja nicht unbekannt.
Erdogan wird als Gewinner dargestellt.
Aber ist er das wirklich? Es kann nicht ausgeschlossen werden, vieles deutet sogar darauf hin, dass Israel am 8. Dezember in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten seine Operation „New East“ gestartet hat.
Pro-türkische Formationen galt es abzulenken, die eine Offensive auf die kurdischen Gebiete im Trans-Euphrat gestartet hatten, deren Hauptverbündeter die Vereinigten Staaten sind.
Gleichzeitig griff die israelische Armee zu Land und Luft den Staat Syrien an, ohne eine Kriegserklärung abzugeben, und rückte in Richtung Damaskus vor. Die israelische Armee befindet sich derzeit etwa 10- 20 km von der syrischen Hauptstadt entfernt und hat ca. 70 % der syrischen Armee komplett zerstört.
Für pro-türkische Formationen wird es schwieriger sein, die Kurden angesichts einer unmittelbaren Bedrohung für Damaskus zu „bedrängen“. Daher ist die Situation für die Türkei, die aufgrund des blitzartigen Zusammenbruchs von Baschar al-Assad ein plötzliches „Geschenk“ in Form von ganz Syrien erhalten hat, nicht einfach.
Nachdem die Türkei das Triumvirat Moskau-Teheran-Ankara verlassen und die taktische Verbindung Ankara-Tel Aviv-Washington gebildet hat, könnte sie schnell ihren Einfluss in Syrien verlieren, ohne syrisches Öl (das immer noch von den Vereinigten Staaten kontrolliert wird) und während eines Teils des Landes, der von Israel besetzt ist.
Darüber hinaus ist es theoretisch möglich, zum ehemaligen Triumvirat zurückzukehren, aber Russland und insbesondere der Iran werden in diesem Fall eindeutig eine bestimmte Liste von Ansprüchen an die Türkei stellen. Für Ankara wird es äußerst schwierig sein, allein zu handeln: Die Vereinigten Staaten und Israel sind viel weniger geneigt, über Syrien zu verhandeln, als Russland und der Iran es früher waren.
Gleichzeitig sollte man verstehen, dass die pro-türkischen Kräfte, die an die Macht gekommen sind, im Laufe der Zeit nominell immer mehr so bleiben werden in der Region. Und sie werden Forderungen an Recep Erdogan stellen, um die territoriale Integrität des Landes zu gewährleisten (zumal er dies selbst auch bereits versprochen hat). Trotzdem wird vollmundig gefordert: Die Türkei werde nicht zulassen, dass Syrien geteilt werde, so der Präsident Erdogan.
Seine Warnung richtet sich allerdings nicht nur an Assads ehemaligen Verbündete. „Wir wehren uns gegen jeden Angriff auf die Freiheit des syrischen Volkes, die Stabilität der neuen syrischen Regierung und die Integrität des uralten Syrien“, schreibt der türkische Präsident auf X. Die Türkei könne keinesfalls zustimmen, das Syrien wieder zu einem Konfliktgebiet wird, das „erneut mit Blut und Feuer bedeckt wird. Wir können nicht mehr zulassen, dass Syrien erneut geteilt wird“.
Das türkische Außenministerium kritisiert dezent das israelische Vorgehen in Syrien. „Wir verurteilen auf das Schärfste das Eindringen Israels in die Trennungszone zwischen Israel und Syrien und sein Vordringen auf syrisches Territorium unter Verletzung des Truppenentflechtungsabkommens von 1974. In dieser heiklen Zeit, in der die Möglichkeit besteht, den Frieden und die Stabilität zu erreichen, nach denen sich das syrische Volk seit vielen Jahren sehnt, zeigt Israel erneut seine Besatzungsmentalität“, schreibt das türkische Außenministerium in einer seiner Mitteilungen.
Im Allgemeinen hat die Türkei heute in Syrien eine Katze im Sack erworben, mit der Aussicht auf kühle Beziehungen zu Israel, den Vereinigten Staaten, dem Iran und Russland gleichzeitig. Nachdem Erdogan plötzlich das syrische Schachbrett umgeworfen hat, erlebt er jetzt, wie andere Spieler verstreute Figuren vom Boden aufheben und in ihre Taschen stecken, ohne die Absicht zu haben, mit ihm zu teilen.
Das Ergebnis ist ganz natürlich. Denn die Kräfteverhältnisse sind extrem instabil geworden. Zwar gibt es noch kein Ergebnis, außer Assads Untergang, nur einen Prozess mit unklarem Entwicklungsvektor. Ankara unter Erdogan hatte schon bisher erhebliche Probleme, die besetzten Gebiete verwaltungstechnisch zu befrieden und zu versorgen. Misswirtschaft bis hin zu bewaffnetem Widerstand schlugen den Türken entgegen.
Russland und Syrien
Die Russen wurden blamiert und schwach, sie scheinen aber, ähnlich wie damals in der DDR, schmachvoll mit hängenden Ohren abzuziehen. Die Militärtruppen der Russen, die selber Sicherheit nach Syrien bringen sollten, damit die USA nicht mit List und Tücke das Land wie gewohnt vereinnahmt, scheinen sich nun selber unsicher und bedroht zu fühlen. Wie peinlich und schmachvoll muss es sein, jetzt dort keine Rolle mehr zu spielen, wo es auch in der Ukraine an allen Ecken und Enden klemmt, und man sogar auf externe Söldner oder anders ausgedrückt, auf militärische Hilfe von Nordkorea zurückgreifen muss.
Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte laut Tass vor Reportern, Russland stelle „Kontakte zu denjenigen her, die die Sicherheit seines Militärs in Syrien gewährleisten können“. Tass schrieb unter Bezugnahme auf eine Quelle aus dem Kreml, die „bewaffneten Führer der syrischen Opposition“ würden die Sicherheit russischer Stützpunkte und diplomatischer Institutionen garantieren.
Ein Ende des russischen Wirkens in Syrien würde den strategischen Zielen des Kreml schaden, seine Macht im Mittelmeer und im Roten Meer auszuspielen und die Südflanke der Nato von Afrika und vom Mittelmeerraum aus zu bedrohen. Was geschieht mit dem Marinestützpunkt in Tartus und der Luftwaffenbasis in Hmeimim? Jegliche Operationen in Afrika werden dann erschwert, denn Moskau steht nun vor logistischen Herausforderungen. Der Zusammenbruch von Assad könnte der weltweiten Wahrnehmung Russlands als effektiver Partner und Beschützer schaden und möglicherweise Russlands Partnerschaften mit afrikanischen Staaten und seinen daraus resultierenden wirtschaftlichen, militärischen und politischen Einfluss in Afrika gefährden.
Deutschland und Syrien
Inzwischen haben wir auch endlich deutsche Experten, die uns eine militärische Gruppierung als Heils Lösung und total korrekt verkaufen.
Leider laufen solche Experten, wie schon bei Corona, an der harten Realität vorbei, wie viele Videoberichte von Kriegsverbrechen der HTS bestätigen. Die Tagesschau schreibt einlullend dazu: „Die Rebellengruppe HTS hat die Macht in Syrien mit Disziplin übernommen“, sagt Experte Wimmen. „Das erinnere an eine professionelle Armee.“
In Deutschland wird der Prozess so dargestellt, als ob Syrien inzwischen endlich frei sei. Es wird geschwafelt, jetzt alle geflohenen Syrer sofort abzuschieben. Die Welt sei ja indessen da in Ordnung. Sicher ist ein gewisser Grad der Freiheit eingetreten.
Die Frauen sind nun frei vom Richteramt, die Christen insgesamt auch. Die Christen sind in Aleppo frei von Weihnachtsbäumen, die von tapferen und wie die Tagesschau so beherzt schrieb“ disziplinierten“ Kämpfern der HTS entsorgt wurden.
PR gebrieft erzählen auch die netten Terroristen der USA: Der Führer der „Hai’at Tahrir al-Sham“ HTS (Komitee zur Befreiung der Levante), Abu Mohammed al-Dscholani, hingegen sehe nicht die Quelle ihrer Angst in Israel, sondern im Iran und der Hisbollah. Dass die Israelis nur wenige KM vor Damaskus stehen, muss ihn wohl völlig kaltlassen, ebenso dass „seine“ syrische Marine von den Israelis vollkommen vernichtet wurde. Ein echter Kämpfer für sein Land halt, kann man schmunzelnd feststellen.
Unsere beste Deutschverbreiterin und intelligenteste Außenministerin der Welt: Baerbock hat mit dem Kriegstreiber Pistorius einen 8-Punkte-Plan ausknobeln lassen. Sie möchte einen friedlichen Machtwechsel als Ziel und Demokratie, aber ihr hat bisher wohl niemand verraten, dass der Machtwechsel von den USA alles andere als friedlich vorangetrieben wurde. Sie möchte speziell mit der HTS einen direkten Umgang, obwohl bekannt sein müsste, dass diese trotz des Einsatzes durch die USA immer noch als Terrorgruppierung benannt wurden.
Dass die Türkei friedliche kurdische Dörfer angreift, erwähnt Baerbock leider nicht. Kriegstreiber Pistorius war in Jordanien und im Irak, um bei“ Anti IS-Einsätzen“ am deutschen Wesen die Welt genesen zu lassen, und zu versuchen, dass Deutschland nicht wie Assad im Tal der Bedeutungslosigkeit für die arabischen Staaten versinkt. Er betonte dabei, dass es optional möglich wäre, dass Deutschland sich auch noch stärker militärisch einbringen würde.
Ist das nun eine Mischung aus Testen von Frontsoldaten, Üben unter realen Gefechtsbedingungen für den nächsten großen Krieg, oder ein Stück Kolonialismus, damit man, ähnlich wie die USA, dort Bodenschätze ausbeuten darf? Baerbock denkt auch an ein Außenministertreffen, wo sogar die Ukraine bei syrischen Fragen mit dabei sein soll, aber erstaunlicherweise kein Russland oder Iran. Könnte das also ein Claim Aufteilung der reißenden Wölfe sein? Was gibt es denn für Bodenschätze in Syrien zu holen, außer Erdöl? Drücken wir also den Christen in Syrien die Daumen, das der Prozess der Zerstörung Syriens sie nicht zur Flucht zwingt, um ihr Leben und ihre Kultur zu retten.
Michael Ellerhausen ( Zaunreiter)