Alles Show?
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- Kategorie: Gastbeitrag
- Veröffentlicht: Donnerstag, 06. Juni 2024 10:01
Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, wozu es gut sein soll, wenn ein Zirkus gleich mehrere Manegen hat? Man kann sich dann als Zuschauer doch auf keine der Darbietungen wirklich konzentrieren...
Hier schwingen sich Trapezkünstler durch die Luft, dort zieht ein Zauberer Kaninchen aus dem Hut, und gleichzeitig fällt ein Clown über die eigenen Füsse… Wenn jetzt noch Tiger durch den Reifen springen, weiss man endgültig nicht mehr wo hinschauen.
Einen Vorzug hat das Ganze aber doch: Wir gucken überall nur flüchtig hin.
Das erlaubt es, dass die Trapezkünstler nur Hologramme, die Tiger Plüschhülsen mit Menschen drin sind und dass der Zauberer auf dem Niveau eines Kindergeburtstags zaubert. Der Clown ist ein missvergnügter Possenreisser, der schon lange niemanden mehr zum Lachen bringt, aber das fällt keinem auf. Man applaudiert reflexartig, sobald die Nummer vorbei ist, die man eh nur aus dem Augenwinkel mitbekommen hat.
So kommt der Zirkus mit einer Ansammlung von Schrott davon, der, wäre er NACHEINANDER in ein- und derselben Manege gelaufen, gnadenlos ausgepfiffen worden wäre.
Ja und überall sonst?
In Manege eins läuft das Drama von der Erdüberhitzung, während es draussen eimerweise regnet.
In Manege zwei hüpfen grellbunte Transen herum, um „beiläufig“ jedem Kind ihren knapp bis gar nicht verhüllten Schritt zu präsentieren.
In Manege drei wird unisono die heilige Vielfalt beschworen, während immer neue rücksichtslose Messerträger dazustossen.
In Manege vier laufen weissbekittelte Ärzte unwilligen Patienten mit krankmachenden Spritzen hinterher.
In Manege fünf werben Politiker leidenschaftlich für den dritten Weltkrieg - der müsse schon aus ethischen Gründen unbedingt sein.
Manege sechs macht uns schmackhaft, dass blauer Himmel nicht mehr vorkommt, und wirft auch gleich den dazu erforderlichen Nebel.
Und in Manege sieben steht ein Haufen Politiker mit hochgerecktem Zeigefinger, die uns predigen, was wir nicht alles zu büssen hätten, um für brav und artig zu gelten.
Da schwirrt einem der Kopf - und genau das ist der Zweck. Manche fressen in ihrer Verwirrung sogar achtlos die Insekten-Snacks, die das Girl mit dem Bauchladen nebenher feilbietet.
Wer nämlich die Faxen dicke hat und aufsteht, dem haut sofort ein Ordner den Gummiknüppel übern Schädel: „Gefälligst sitzenbleiben, bis alles vorbei ist!"
Und über allem spielt die Kapelle immer nur das, was das Publikum schön ruhig hält. Von ferne murmelt der Zirkusdirektor was von „Great Reset“, aber dem hört keiner zu…
WANN wird das Publikum feststellen, (um) was hier wirklich gespielt wird? Es ist unser aller Leben. Nicht die Existenz, nein - es ist schlicht der Atem und der Herzschlag. Denn genau DIE sollen weg. Hat der Zirkusdirektor beschlossen.
Aber weil alles so schön bunt ist, kriegt’s keiner mit.
Kommentar vom Mam-Mut aus der Schweiz