Der Betrug mit der „Wiedervereinigung“
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- Kategorie: MENSCHEN & GESELLSCHAFT
- Veröffentlicht: Montag, 20. Mai 2024 21:09
Wer an eine „Transformation“ des Kapitalismus glaubt, ist entweder ein Dummkopf oder ein Betrüger.
Das ist es, was heute viele nicht mehr wissen: Die DDR war ein blühendes, sozialistisches Land mit einer sozialen Geborgenheit, einer Rechtssicherheit und einem hohen moralischen Anspruch – was es bis dahin noch niemals in der deutschen Geschichte gegeben hat. All das hatten wir der Sowjetunion unter der Führung Stalins zu verdanken, die in heroischen Kämpfen Europa und unsere Heimat vom Faschismus befreit hatte und uns in selbstloser Weise half, einen antifaschistischen und wahrhaft demokratischen Staat aufzubauen. Das war keineswegs eine Selbstverständlichkeit angesichts der Verbrechen und des Völkermords, den deutsche Soldaten in der Sowjetunion begangen hatten.
Der deutsche Faschismus war zwar besiegt, aber noch nicht völlig zerschlagen. Und während die westlichen Besatzungsmächte alles unternahmen, um die Wiederaufrüstung Westdeutschlands voranzutreiben, sannen die westwärts vor der siegreichen Roten Armee geflüchteten Nazis und Kriegsverbrecher im Verein mit ihren kapitalistischen Geldgebern und den alliierten Beschützern auf eine Revanche. Allerdings dauerte es noch vier Jahrzehnte, bis diese verbrecherischen Pläne in greifbare Nähe rückten. Doch 1990 geschah das Undenkbare – die als „Wiedervereinigung“ getarnte Annexion der DDR. Und es klingt wie ein Hilferuf, wenn wir heute diese Aufschrift lesen: „Befreit uns nochmal!“
Das vergiftete Geschenk Gorbatschows
von Emil Collet
Nach der Auffassung des Beraters Gorbatschows, Falin, sowie von Wolf, Gysi und Modrow, hat Gorbatschow den Deutschen die Einheit geschenkt. Modrow kehrte nach seinem Besuch bei Gorbatschow in die DDR mit der Losung „Deutschland einig Vaterland“ zurück und dokumentierte damit, daß die DDR auf dem Altar des „Vaterlandes“ geopfert werden sollte. Dieses „Geschenk“ Gorbatschows hatte zwei Seiten. Die erste Seite, der deutsche Imperialismus konnte nachträglich seine Ziele des zweiten Weltkrieges realisieren. Darüber hinaus konnte er den Sozialismus in der DDR liquidieren und gleichzeitig ihr Territorium in die NATO einverleiben. Die zweite Seite umfaßt die Auswirkungen dieses „Geschenks“ für das Volk der DDR. Durch dieses „Geschenk“ wurde vorerst die Zukunft ganz Deutschlands auf deutschem Boden, die sozialistische DDR, vernichtet. Jetzt herrscht auch hier wieder die Vergangenheit über die Gegenwart.
Eine Mogelpackung
Dieses „Geschenk“ war nicht nur für die Bevölkerung der DDR eine Mogelpackung, sondern wie sich heute immer deutlicher zeigt, auch für die Werktätigen Westdeutschlands. Die Behauptung, das „Geschenk“ Gorbatschows habe darin bestanden, daß er der Einverleibung der armen, krisenerschütterten DDR in die reiche zukunftssichere BRD zustimmte. Was wahr und was unwahr ist, kann heute jeder sachliche Betrachter der Vergangenheit und Gegenwart unschwer selbst einschätzen.
Die DDR – ein modernes, erfolgreiches Industrieland
Er muß zu der Analyse kommen, solange die DDR durch eine marxistisch-leninistische Partei, die SED, unter der Leitung der Marxisten-Leninisten W. Pieck, O. Grotewohl, W. Ulbricht und E. Honecker geführt wurde, gab es trotz der enormen Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren, weder existenzgefährdende ökonomische, noch politische Krisen in der DDR. Die Krisen, die die ehemaligen Bürger der DDR durchleben müssen, sind das wahre Geschenk Gorbatschows. Diese Krisen sind Ausdruck und Ergebnis der Konterrevolution.
…an 10. Stelle im Weltmaßstab
Tatsache ist, daß die DDR den Vergleich mit anderen Ländern nicht zu scheuen brauchte. Bei einigen für einen Industriestaat charakteristischen Erzeugnissen ergibt der Vergleich folgendes Ergebnis.
Die Pro-Kopf Produktion in der DDR betrug bei:
– Benzin: 260 kg, in Frankreich 293 kg.
– Elektroenergie: 6.935 kWh, in Belgien 5878 kWh.
– Zement: 721 kg, in Belgien 581 kg.
– Kalkdünger: 210 kg, in Kanada 255 kg.
– LKWs: 8, in der BRD 30 Stück und
– Waschmaschinen 298, in Frankreich 229 Stück
je 10.000 Einwohner.
Im Zusammenhang mit den von mir schon dargelegten Fakten geht klar hervor, daß es keine Krise gab, daß die DDR weder marode noch pleite war. Wenn man mir den Vorwurf machen sollte „du wiederholst dich“, so möchte ich auf die Volksweisheit verweisen, die besagt, ,,Wiederholung ist die Mutter der Weisheit.“
Was wir Gorbatschow zu „verdanken“ haben…
„Das Geschenk Gorbatschows“ und seiner DDR-Parteigänger für das Volk der DDR beinhaltet folgende Fakten: Die Krise der Industrieproduktion der „neuen“ Länder der BRD verlief im Verhältnis zu 1989 gleich 100% wie folgt
Statistik
Vernichtung der gesamten Volkswirtschaft der DDR
Eine solche Vernichtung von Produktionskapazitäten und Arbeitsproduktivität hat es in Deutschland noch nicht einmal im Ergebnis des zweiten Weltkrieges gegeben. Das alles war nicht das Ergebnis sozialistischer Planwirtschaft, sondern Ergebnis der angeblich effizientesten Wirtschaftspolitik der „freien“, der kapitalistischen Marktwirtschaft. Das Gesetz der Anarchie und Konkurrenz, als objektives ökonomisches Gesetz der kapitalistischen ökonomischen Gesellschaftsformation, ist der erbarmungslose Regulator der „freien“ „sozialen Marktwirtschaft“.
Das Ziel des Kapitalismus ist der Profit
Dieses Gesetz, welches nur auf der Grundlage des privatkapitalistischen Eigentums an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln wirken kann, ist nicht wie immer behauptet wird, die Ursache der Globalisierung. In diesem Kampf um den Maximalprofit sind die lohnabhängigen Beschäftigten für den Kapitalisten nur das „Humankapital“, Menschen deren Arbeitskraft den Gebrauchswert hat, mehr Wert zu produzieren, als sie selbst wert ist. Erfüllt das Humankapital nicht seine Aufgabe den Maximalprofit zu sichern, dann wird dieses „Humankapital“ gefeuert und reiht sich in die Arbeitslosenarmee, die Armee der sozial Toten ein.
Die Entwertung aller Werte
Genau nach diesem Prinzip vollzog sich der Prozeß der Durchsetzung des ökonomischen Gesetzes der Anarchie und Konkurrenz auf dem Gebiet der okkupierten DDR. Unter diesen Gesichtspunkten wurden allein in der Industrie der DDR 2,5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Die Forschungskapazitäten wurden bis auf wenige Ausnahmen zerschlagen und ihre Mitarbeiter in die „Wende-Warteschleife“ gesteckt. Nur jeder vierte Arbeiter erhielt Arbeit entsprechend seiner Berufsausbildung. So wurde die Hauptproduktivkraft der Gesellschaft, der Mensch, mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwertet. Es entstand eine gesellschaftliche soziale Gruppe, die in der DDR unbekannt war, die Arbeitslosen und mit ihnen das Heer der Armen und Zukunftslosen. Das ist das Geschenk Gorbatschows.
Wer den Schaden hat…
Es ist blanker Hohn, wenn westdeutsche Politiker auf die niedrige Arbeitsproduktivität im Osten „verweisen“. Da wichtige hochproduktive Forschungskapazitäten zerschlagen wurden, und nur jeder vierte Arbeiter eine Arbeit in seinem Beruf findet, ist nicht das Ergebnis der Arbeit sozialistischer Wirtschaftsfunktionäre, sondern der kapitalistischen Manager. Zur damaligen Zeit war es eine weit verbreitete Erfahrung, die schnellste Methode einen Betrieb zu ruinieren ist der Einsatz eines Wessis. Die Volksweisheit, die Qualität eines Managers der BRD ist die wie eine Jeans, an jeder Nahtstelle eine Niete, feierte im Osten massenhafte Bestätigung.
Die Generallinie der Liquidatoren
Hochleistungsfähige Exportbetriebe, wie z.B. der Berliner Wärmeanlagenbau mit 1.850 Beschäftigten, wurden regelrecht in den Konkurs getrieben. Das war die Generallinie des Liquidators der DDRWirtschaft, Horst Köhler. Wenn ich mich auch wiederhole, die Zahl der Beschäftigten in Ostdeutschland sank in wenigen Jahren von 9,7 auf sechs Millionen, in der Industrie von 3,2 Millionen auf 900.000, also weniger als ein Drittel. Nicht nur die Industrie der DDR, sondern auch ihre hochproduktive Landwirtschaft, wurde zerschlagen. Die DDR war Selbstversorger in Bezug auf alle Nahrungsmittel. Die Anzahl der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft verringerte sich von 850.000 auf 170.000. Die landwirtschaftliche Nutzfläche verringerte sich um 20%, der Rinderbestand um 50%, Schweine um 65% und Schafe um 70%. Von 1990 bis 1992 wurden in Ostdeutschland, auf Weisung der EG, 15.600 Hektar Obstplantagen gerodet. Die Polikliniken wurden liquidiert, die Ferienheime der Werktätigen abgerissen, Kindergrippen und -gärten größtenteils geschlossen. Die volkseigenen Wohnungen wurden den Werktätigen entrissen, heute müssen sie für ihre Wohnungen überteuerte Mieten zahlen.
Heuschrecken, Plünderer, Marodeure
Ostdeutschland wurde das Eldorado westdeutscher Privateure, in Ostdeutschland blühte einzig und allein der Profit. Das alles war nur möglich weil Modrow und sein Gefolge alles getan hatten um die Konterrevolution zu fördern.
Modrow, der Konterrevolutionär
Modrow kehrte mit der konterrevolutionären Losung auf den Lippen „Deutschland einig Vaterland“ von Gorbatschow zurück und desorientierte nicht nur seine Genossen, sondern auch alle DDR-Bürger. Die Westmächte drängten auf die Beschleunigung des Einigungsprozesses. Sie merkten, daß die Ära Gorbatschows zu Ende geht, keiner konnte wissen, was nach ihm kommt. Modrow schaffte freie Bahn für die Vorverlegung der Neuwahl der Volkskammer. Im Gegensatz zur SED/PDS, formierte sich an verschiedenen Orten der Widerstand gegen die Auflösung der DDR unter der Losung: „Kein Anschluß unter dieser Nummer“.
Die nützlichen Idioten
Im Zuge der konterrevolutionären Entwicklung wurde Krenz als Staatsratsvorsitzender gestürzt und als nicht mehr „brauchbar“ zur Seite geschoben. Durch die Nabelschau der PDS unter Gysi in Bezug auf „Stalinismus, Amtsmißbrauch und Korruption“ die Absage an den Marxismus-Leninismus, die Absage an ihre führende Rolle der Partei, sprengten sie die Nationale Front. Die CDU löste sich als erstes aus dem Block der antifaschistischen Parteien.
Eine Invasion feindlicher „Wahlhelfer“
Die Modrow-Regierung ließ etwas einmaliges in der Geschichte der Staaten zu. Sie gestattete es Tausenden von Bürgern eines nicht nur fremden, sondern auch DDR-feindlichen Staates, als „Wahlhelfer“, ausgestattet mit DM, Papier Vervielfältigungstechnik und Lautsprecherautos wie die Heuschrecken über die Bürger der DDR herzufallen. Sie durften „Ratschläge“ geben und sie geistig so manipulieren, daß sie sich in der Volkskammerwahl auf die DM, für das Wahlbündnis der „Allianz für Deutschland“ von CDU, DA und DSU, unter des Führung des preußisch traditionell gebundenen neuen Vorsitzenden der CDU, Rechtsanwalt Lothar de Maiziere, gegen ihre Interessen einließen.
Ein neues Schein-Parlament
Diese konservative „Allianz für Deutschland“ erhielt aufgrund der in PDS und SPD gespaltenen Arbeiterklasse 48 Prozent aller abgegebenen Wählerstimmen. Damit war die neue Volkskammer CDU dominiert, ihr Vorsitzender wurde Ministerpräsident und A. Merkel als Trittbrettfahrerin der Konterrevolution seine Pressesprecherin. Nach dieser Wahl verschwand der größte Teil der bürgerlichen Opposition für eine bessere DDR, für einen „Sozialismus mit menschlichem Gesicht“ in der Versenkung. Es trat das ein, was in der Geschichte immer der Fall war, der Klassengegner schätzt den Verrat, aber nicht den Verräter. Manche wurden, da sie Gorbatschows Losung gefolgt waren, ,,Wer zu spät kommt den bestraft das Leben“, dadurch belohnt, daß sie später als Hinterbänkler im Bundestag Platz fanden oder wie Modrow Europaparlamentsabgeordneter wurden.
Die vollendete Konterrevolution
Die Konterrevolution von oben in der DDR wurde durch die Kräfte der äußeren Konterrevolution nicht nur aktiv unterstützt, sondern insgesamt beschleunigt. Dafür gibt es zwei Gründe. In der DDR begann sich Widerstand gegen die Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu regen. Als Gorbatschow Modrow über sein „Abkommen“ mit Kohl über die „Wiedervereinigung“ informierte, schätzte dieser ein: „Die Stimmung in der DDR tendiere stark in Richtung Wiedervereinigung … Gleichzeitig wachse jedoch die Besorgnis der Werktätigen wegen der sozialen Auswirkungen der Vereinigung.“ Das war am 12. Februar 1990.
Quelle: Emil Collet, „Das Geschenk Gorbatschows“. In: Marxistisch-leninistische Schriftenreihe, Heft 86-2, Ernst-Thälmann-Verlag, o.D., S. 52-55 (ISSN 1861-2954). – Zwischenüberschriften eingefügt.